24.-25. Juni 2023

Live und kostenlos im Goethepark in Cottbus

Die dritte Ausgabe des Open Air Lesefestivals in Cottbus steht unter dem Motto „Blickpunkt Brandenburg & Berlin“. 30 Autor*innen lesen aus ihren Werken vor – zeitgleich, jeweils auf einer der Parkbänke, an beiden Tagen jeweils über 4 Stunden in Slots. Rote Sonnenschirme markieren die Bänke, an denen Literatur live, unter freiem Himmel und bei freiem Eintritt erlebbar wird.

Die teilnehmenden Autor*innen widmen sich entweder in ihren Erzählungen und Texten der Region Brandenburg bzw. Berlin oder haben ihren Wohnsitz in einem der beiden Bundesländer.

40 Autor*innen aus Brandenburg und Berlin lesen vor.

30 Autor*innen auf den Parkbänken und 10 bei der Poetry Night.

Literatur auf der Parkbank / Cottbus 2023 wird gefördert vom Deutschen Literaturfonds sowie Neustart Kultur der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM). Veranstaltet wird das Festival von Raumeroberer – Verein zur Förderung der Literatur im öffentlichen Raum e.V. in Kooperation mit der Stadt Cottbus, dem Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK), radioeins und dem Brandenburgischen Literaturrat e.V.

Samstag 24. Juni 2023, 16:00 – 20:00 Uhr

Samstag 24. Juni 2023, 21:00 – 24:00 Uhr
(Poetry Night)

Sonntag 25. Juni 2023, 13:00 – 17:00 Uhr

Goethepark, Carl-Blechen-Park

Bei Regen im
BLMK / Dieselkraftwerk, 03046 Cottbus

Sonntag 25. Juni 2023, 17:00 – 18:00 Uhr
Free Concert: Cole Quest and The City Pickers
Terrasse Dieselkraftwerk

Brandenburg & Berlin – Von Gegensätzen und Zwischentönen

Was inspiriert einen Schriftsteller mehr: die pulsierende Hauptstadt Berlin oder das provinzielle Brandenburg? Ja, das ist Polemik. Leider findet sich darin so ungefähr alles wieder, was Berliner und Brandenburger voneinander halten: zeitweise nämlich gar nichts. Oberflächlich und vergnügungssüchtig auf der einen Seite, zurückgeblieben und politisch fragwürdig auf der anderen Seite. Wie kann hier etwas zusammenwachsen, was offensichtlich nicht zusammengehört? Eine Fusion der beiden Länder wurde oft diskutiert, scheiterte jedoch 1996 wegen der fehlenden Zustimmung Brandenburgs.

Wie spiegelt sich dieses problembehaftete Verhältnis in der heutigen Literatur wider? Welche Widersprüche tun sich auf? Was bewegt jemanden, der vielleicht an ganz verschiedenen Orten gelebt hat und darüber schreibt? Wo findet er oder sie Inspiration, gar Erfüllung? Diese Fragen stellt die neue Ausgabe von Literatur auf der Parkbank.

Der streitbare Kunstkritiker Karl Scheffler, zugereist aus Hamburg, stellte 1910 erstaunlicherweise in Abrede, dass in der hektischen Metropole Berlin überhaupt irgendetwas literarisch Bedeutsames entstehen könne: „Der moderne Dichter lebt und schafft nicht in Berlin; denn er könnte dort nicht zur Ruhe, Sammlung und vor allem nicht in poetische Stimmung kommen.“ Der Satz aus seiner hitzigen Abrechnung „Berlin – ein Stadtschicksal“, an deren Ende das geflügelte Wort steht, diese Stadt sei „dazu verdammt: immerfort zu werden und niemals zu sein“, ist natürlich Unsinn – damals wie heute, leicht überprüfbar in jeder guten Buchhandlung. Polemik eben.

Eine bemerkenswerte Aussage enthält Schefflers Endlostirade jedoch, wenn er den Blick nach draußen richtet, ins brandenburgische Land. Er schreibt: „Dem Betrachter Berlins fällt dagegen auf, dass Stadt und Umgebung vollständig Zweierlei sind, es sind zwei Welten.“ Er könne keinen Übergang zwischen Stadt und Land erkennen. Vielmehr befände man sich unvermittelt in einer anderen Welt, fremdartig, abweisend, menschenleer, landschaftlich nahezu unverändert seit dem Mittelalter, als der Askanier Albrecht der Bär das Land von den Slawen eroberte. Anscheinend taugten dem Kunstkritiker weder Metropole noch Idyll.

Heute schätzt der Hauptstädter das Umland auch deshalb, weil es so schön ruhig ist. Aber ist es das? Das Lesefestival Literatur auf der Parkbank schaut genauer hin – und hat Autor*innen aus Brandenburg und Berlin eingeladen, aus ihren Büchern vorzulesen. Wer als Besucher des Cottbuser Lesefestivals aufmerksam hinhört, wird Zwischentöne entdecken, leise wie auch deutliche. Der Goethepark ist ein idealer Ort dafür.

Bei Regen im BLMK

Falls es wider Erwarten regnen sollte, steht das BLMK als Ausweichort kurzfristig zur Verfügung. Für den Fall der Fälle wurde bereits ein Belegungsplan für die Autor*innen ausgearbeitet. Dieser ist – wie auch der Open-Air-Standortplan der Lesebänke – im Menüpunkt Bei Regen bzw. Vor Ort einsehbar.

Entspannter Veranstaltungsort

Der Goethepark in Cottbus liegt in unmittelbarer Nähe der historischen Altstadt und ist die älteste Parkanlage der Stadt. Sie wurde 1895 als Stadtpark auf dem einst sumpfigen Gelände der Mühleninsel angelegt und wird von drei Seiten von der Spree eingefasst. Durch den Blechensteg ist sie mit dem östlich gelegenen Carl-Blechen-Park verbunden. Auf dem Gelände des Goetheparks befindet sich das 1926/27 erbaute imposante Dieselkraftwerk, das seit 2008 das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK) beherbergt.

Open Air Lesefestival Literatur auf der Parkbank 2022 Open Air Lesefestival Literatur auf der Parkbank 2022

Poetry Night am Samstag

Erneut treten in diesem Jahr 10 junge Autor*innen (5 aus Brandenburg, 5 aus Berlin) bei der Poetry Night auf. Am Samstag tragen sie ab 21:00 Uhr auf der Terrasse des BLMK ihre Texte vor. Diese zusätzliche Veranstaltung wird in Kooperation mit der Lesebühne Cottbus sowie Spree vom Weizen realisiert. Auch hier ist der Eintritt kostenlos.

Geschichten zum Mitnehmen

Nicht nur zum Zuhören, sondern auch zum Mitnehmen: Am Bücherstand vor dem BLMK sind Bücher der Autor*innen erhältlich. Der Stand wird unterstützt von Hugendubel.

Jede Besucher*in wird mit mindestens einer inspirierenden Geschichte – im Kopf, im Herzen oder in der Tasche – nach Hause gehen. Versprochen!

Ausstellung „Prometheus & Co.“

Literatur und Grafik: Vom 4. Juni bis 27. August 2023 ist im BLMK die Ausstellung „Prometheus & Co.“ zu sehen.

Für die grafischen Künste der DDR spielte die Literatur als Inspirationsquelle und Referenzpunkt eine wichtige Rolle. Legendär wurde die sogenannte Prometheus-Mappe. Diese wurde 1982 zum 150. Todestag Johann Wolfgang Goethes vom Kulturbund der DDR in Auftrag gegeben – und aufgrund der politisch höchst brisanten Ergebnisse kurze Zeit später verboten. Die Ausstellung zeigt die Grafiken und stellt die kulturpolitischen Hintergründe dar.