Samstag
24. Juni 2023
21:00 – 24:00 Uhr

Die Veranstalter freuen sich, im Rahmen von Literatur auf der Parkbank in diesem Jahr erneut die Poetry Night präsentieren zu können.

Kuratiert von Matthias Heine, Leiter und Gründer der Lesebühne Cottbus, sowie Wolf Hogekamp, Mitbegründer der Berliner Lesebühne Spree vom Weizen, tragen jeweils fünf Teilnehmer*innen aus Brandenburg und Berlin auf der Terrasse des BLMK ihre Texte vor. Auch hier ist der Eintritt kostenlos.

Berliner Autor*innen

Noah Klaus

Noah Klaus (*1993) lebt und wirkt seit 2012 in Berlin als Sprachlehrer, Lektor und Bühnenliterat, zum Beispiel als festes Mitglied der Lesebühne „Zentralkomitee Deluxe“. Dazu kommen Auftritte und Moderationen auf Kleinkunstbühnen im gesamten deutschsprachigen Raum, Teilnahme an Poetry-Slam-Meisterschaften und Durchführung von Schreibworkshops für
Jugendliche. Aktuell studiert er noch im Master Kulturwissenschaft.

Leseprobe

Du willst Deutsch lernen? Du willst so sprechen wie die Menschen zwischen Saarbrücken und Wien, zwischen Zürich und Flensburg? Du hast den Traum, die Sprache zu beherrschen, die von Friedrich Schiller, von Annette von Droste-Hülshoff, von Rainer Maria Rilke, aber blöderweise auch von Adolf Eichmann und Scooter benutzt wurde? Du willst dir Fassbinder-Filme im Original anschauen und genauso gut verstehen können, wenn jemand sagt: „Herbert, tuste das jetzt tun, was wo ich dir jesacht haaaaabe?“ Englisch kann jeder, Französisch ist zu affektiert und für Mandarin ist der Zug schon abgefahren, darum soll es Deutsch sein? Bevor du dich aber an dein anstrengendes und gefährliches Unterfangen machst, junger Padawan, erhöre meine Worte der Warnung. Bedenke, welche Gefahren auf deinem Wege lauern und welch hirnrissige Strukturen dir den letzten Nerv rauben können.

Wolf Hogekamp

Foto © Sulaiman Masomi

Wolf Hogekamp ist Mitbegründer der deutschen Poetry-Slam-Szene, veranstaltet seit 1994 regelmäßig Poetry Slams in Berlin und tritt seither als Poet auf. Heute lebt er als Autor und Veranstalter in Berlin Neukölln. Er ist Mitbegründer der Berliner Lesebühne »Spree vom Weizen« und Organisator des Berliner U20 Poetry Slam Projektes am Grips-Theater.

Leseprobe

sommer 23

du sommer
du sommerfrische
du nachts im shirt radfahren
du nachts in den see springen
du nachts auf straßen chillen
du die spielen open air
du blöde sommergrippe
du wirst immer so früh hell
du mit offenem fenster schlafen
du irrungen und wirrungen des sommers
du sommernachtstraum revisted
du pusteblume

Carl Yusuf Rieger

Foto © Ken Yamamoto

Carl Yusuf Rieger (geb. 1995) ist Autor, Freestyle-Rapper, Workshopleiter und Slam-Poet.
Er lebt in Berlin. Von 2016 bis 2021 war er Teilnehmer mehrerer deutschsprachiger und regionaler Meisterschaften im Poetry Slam. Rieger besitzt einen Abschluss im Studienfach „Deutsche Literatur“ der Humboldt-Universität zu Berlin. Thema der Forschungsarbeit: „Goethe und der Islam“. Carl Yusuf Riegers Performances überraschen durch Wortwitz und gedankliches Hakenschlagen. Rhythmus und Botschaft verbinden sich in seinen Stücken zu mitreißenden Gedankenexperimenten.

Leseprobe

Und warum heiße ich Yusuf?
Das ist die große Frage.
Warum Yusuf. Das frage ich mich auch. Schon seit meiner Kindheit, weil ich einen Doppelnamen bekommen habe, Carl Yusuf.
Yusuf wie Yusuf Islam und Carl wie das bekannte Meme: „Caaaaaarl, das tötet Menschen“
In der Schule und Zuhause nannten mich alle Yusuf und ich gewöhnte mich schnell daran.
Nur meine Großeltern im Schwarzwald, die nannten mich Carl, was mich immer ein wenig wunderte.
Als ich als Kind bei meinen Großeltern war und mich eine Freundin meiner Großmutter auf dem Wochenmarkt nach meinem Namen fragte, antwortete ich:
Oma, Oma, bin ich hier Carl oder Yusuf?

Aron Boks

Foto © Ken Yamamoto

Aron Boks wurde 1997 in Wernigerode geboren und lebt als Autor, Slam Poet und Moderator in Berlin, Neukölln. Mit seinen Texten bereist er die Bühnen des gesamten Deutschsprachigen Raumes. Zudem ist er Mitglied der Sporen Word Band “Das Zappelnde Tanzorchester”. 2019 erhielt er den Klopstock-Förderpreis für Neue Literatur. Seit 2021 schreibt er vor allem für die taz und die taz.FUTURZWEI-Kolumne »Stimme meiner Generation«.

2023 erschien sein Buch „Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat.“

Leseprobe

„Vielleicht ist es besser nicht mehr zu wissen, wo man begonnen hat, als gar nichts zu machen.“
– aus „Philipp“

„Ich sollte mal aufhören so laut in dieser WG-Küche vor mich hinzusprechen, denn das wirkt hilfsbedürftig und Hilfebedürftigkeit führt zu Bezugspersonen.“
– aus „Schneeflocken“

Marie Radkiewicz

Foto © Stefanie Rohner

Ein Ausnahmetalent auf den Berliner Bühnen und auch weit darüber hinaus: die gebürtige Kaiserslautrerin Marie Radkiewicz. Auf den deutschsprachigen Bühnen brilliert die studierte Literaturwissenschaftlerin seit 2014 und konnte so bereits zwei Titel auf sich vereinen: 2018 wird sie Berliner U20-Meisterin, vier Jahre später wird sie Sachsen-Anhalt-Meisterin. Zwischen Poesie, Politik und Provokation bewegt sie sich mit kraftvoller Stimme und ausdrucksstarker Performance.

Leseprobe

aus „Faust 3.0“

Ich brauche hier doch eigentlich auch gar nichts mehr zu sagen
Es ist ja längst schon alles formuliert
Und doch ist es so grausam zu denken zu wagen
Was jetzt in diesem Augenblick passiert
Drum lasst uns Faschismus, Rassismus und Sexismus als solche doch endlich klar benennen
Und uns keine Grenzen bauen, die uns voneinander trennen
Lasst uns mehr darauf achten, was uns auf dieser Welt
Verbindet und im Innersten
zusammenhält.

Brandenburger Autor*innen

Udo Tiffert

Foto © Heiko Portale

Udo Tiffert, Jahrgang 1963, ist in Niesky geboren. Tiffert ist Lausitzer, Autor und Mitglied der Lesebühnen „Grubenhund“, Görlitz und der Lesebühne Cottbus die er zusammen mit Matthias Heine 2009m gegründet hat. Udo Tiffert ist Sächsischer Meister im Poetry Slam 2009. Er veröffentlicht Gedichte, Geschichten und manchmal Kabarettexte.
www.udotiffert.de

Leseprobe

aus „Nicht Kinder folgen uns, KI wird regieren“

Ja, das wäre schön, sagt Bettina. Ihr Blick von schräg unten sendet mir Vorfreude, und noch etwas dazu, etwas wie Gnade, die aber kränkt.
Es ist kein schlechtes Leben, wirklich nicht schlecht, also nicht so übel, schon okay, man kann es schlechter treffen, um einiges schlechter,
viel schlechter. Oder tot sein. Naja, Salto üben, nervt ganz schön.

Daniel Ratthei

Foto © Clemens Schiesko

Daniel Ratthei, geboren 1979 in Cottbus, studierte Schauspiel an der HMT Leipzig und war an verschiedenen Theatern engagiert. Seit 2018 ist er zurück in Cottbus und arbeitet fest am Piccolo Theater. Er schreibt Theaterstücke für Jugendliche, für die er bereits einige Preise erhielt. Er ist festes Mitglied der Lesebühne Cottbus.
www.danielratthei.de

Leseprobe

Der Zikaderich: Stumm sitzt das Zikadenmännchen auf seinem Platz / Waggonnummer 24 /draußen fliegen Gedanken vorbei, da draußen auch irgendwo ist Sie. / Schlafen sollte der Zikaderich / Nachts schläft er nicht gern, denn wenn es dunkelt, beginnen seine Worte zu leuchten. / Sorgfältig singt er die alten Schnulzen, tragen verschiedene Vokabeln verschiedene Farben, wenn kleine Sonnensilben aufsteigen, weiß er: Obacht! / Es liegt ein glühender, gelber Ballon tief in seinem Zikadenmagen, nur weil er mit dem schönsten aller Worte nicht die Nacht verklären wollte/konnte/durfte. / Stumm brodelt die Sonne in seinem Bauch, stumm fliegen draußen die Gedanken, stumm hockt der Zikaderich am Fensterplatz, Waggonnummer 24, irgendwo draußen auch Sie.

Matthias Heine

Foto © Clemens Schiesko

Matthias Heine wurde 1979 in Cottbus geboren. Nach dem Abitur studierte er Sozialpädagogik und Kulturmanagement. Der stellvertretende Theaterleiter des Piccolo Theaters Cottbus arbeitet dort als Theaterpädagoge, Schauspieler und Regisseur. Den Jugendklub des Hauses leitet er seit 15 Jahren und erhielt in dieser Tätigkeit drei Mal den Deutsche Amateurtheaterpreis, 2012 den Brandenburger Jugendkulturpreis und zuletzt 2019 den Theaterpreis des Bundes (für das Piccolo Theater und die Inszenierung „KRG.“). Außerdem wurde er mit verschiedenen Arbeiten zum Bundestreffen Jugendclubs an Theatern (zuletzt 2022 mit „stolpern“), zum Theatertreffen der Jugend (Berliner Festspiele – zuletzt 2020 mit „Die Verdunkelung“ und 2023 mit „stolpern“) und zum AUGENBLICK MAL Festival (zuletzt 2023 mit „Die Verdunkelung II – Coronaleuchten“) eingeladen. Heine ist außerdem zusammen mit Udo Tiffert und Daniel Ratthei Stammautor der von ihm und Tiffert 2009 gegründeten Lesebühne Cottbus. Hier treffen die Autorinnen und Autoren jeden Monat auf ein treues Publikum. Für die Lesebühne und das Piccolo Theater entstehen die meisten seiner Texte. Im November 2021 erhielt er einen Haupt- und einen Förderpreis bei dem vom Hans Otto Theater ausgelobten Literaturwettbewerb „Brandenburger Dialoge“. Matthias Heine ist Vater einer dreijährigen Tochter.

Leseprobe

aus „Wie das roch und wie wir soffen“

Und das war dann einfach immer freitags und samstags so. Jedes Wochenende meines Lebens. Bis ich… Bis heute. Bis ich hier in diesem Auto sitze, an der Ampel stehe und dich ansehe. Ich schaue dir auf die geschlossenen Augen. Auch wenn du schläfst siehst du wütend aus. Du hast mich glücklich gemacht. Das hast du. Du bist mir auch auf die Nerven gegangen aber glücklich war ich schon. Ich weiß nicht, ob ich dich auch glücklich gemacht habe. Schätze nein. Schätze du hast schon wen. Schätze du bist so gemein, um etwas zu vollenden. Um das Ende herauszuarbeiten. Ok… Dein Gesicht wird grün, meins auch und ich muss weiter… Prost.

Susann Vogel

Foto © Heiko Portale

1988 geboren in Berlin. Studium der Kulturpädagogik und Literaturwissenschaft. Organisatorisch und inhaltlich tätig in Kontexten der Kulturellen Bildung und Literaturpädagogik. Mitwirkung an verschiedenen literarischen Initiativen. Aktuell Mitglied der „Lesebühne Cottbus“. Susann Vogel schreibt – mit der Hand – sehr leserlich, sagen die Leute. Abstrakt, sagen manche. Bilder in die Köpfe malend, sagen andere. Schön vorlesen, das kann sie auch. Vielleicht überzeugt man sich einfach selbst, ob ihre Texte einem etwas geben oder nehmen und hört ihr zu, wenn sie über den Menschen schreibt – die einzige Perspektive, die sie kennt – den Menschen im Raum und in der Zeit und im Kontakt mit allem, was kein Mensch ist.

Leseprobe

aus „Meine Bekannte Ella“

Kennt man, richtig?
Das Känguru bemüht sich, die kriminellste Bank ever aufzutun, um dort dann ein Konto zu eröffnen. Mhm.
Erich also ließ Ella wissen, dass er Online-Banking macht. Bei einer atomkraft- und tierversuchsfreien, kriegsverweigernden Bank. Dieser Erich und seine Haare. Von dem allen hat Ella geschwärmt. Beide sind sie zur letzten Berlinale gefahren. Da hat er ihr seinen Vater vorgestellt. Heute mutmaßt Ella, eher sie ihm.
Ich drifte da ab. Zu einem Film mit Willem Dafoe, der da lief. Was mit Wald, Schnee und ’nem Traum, einem Bären und eben – Dafoe.
Ella überschlägt ihre Beine und streift meine Wade. Legt mir ihre Hand aufs Knie.
Ich blinzle mich raus aus dem Grün, dem Weiß, der Transparenz und dem Fell …

Jana Berwig

Foto © Peter Pollmanns

Jana Berwig ist Sängerin, Textdichterin und Komponistin. Geboren 1980 in der niederschlesischen Oberlausitz, zog es sie 1999 zum Soziologiestudium nach Berlin, wo sie schnell eine zweite Heimat fand. Seit 2012 widmet sich Jana Berwig mit goßer Leidenschaft der Musik, spielte 2013 ihr erstes Konzert, welches sie auch als Live-Album “Live im DODO” veröffentlichte. Eine Frau, eine Gitarre und eine Stimme zum Dahinschmelzen!

Neben Konzerten, Studio und Liedermacherei unterstützt die Wahlberlinerin als Gesangs- und Songcoach junge Talente und widmet sich außerdem ihrer zweiten Leidenschaft: dem Schreiben. Auf ihrem Blog veröffentlicht sie regelmäßig Gedanken über ihren Alltag und ihre Sicht auf die Welt und die Herausforderungen unserer Zeit.