Foto © Claudia Byczynski

Henry-Martin Klemt wurde 1960 in Berlin geboren, studierte am Li­teraturinstitut „Johannes R. Becher“ in Leipzig und lebt seit 1985 in Frankfurt (Oder). Er arbei­tet als Redakteur, ist Journalist, Dichter und Herausgeber. Bisher erschienen elf Bücher, da­runter zehn Lyrikbände, von ihm, zuletzt 2022 der Band „Ungeduldig ist das Leben – 99 neue­re Lieder“. An der Produktion von 15 CDs ver­schiedener Künstler war Klemt beteiligt, eben­so an mehr als 50 Anthologien (unter anderem „Lyrik der DDR“ bei S. Fischer 2009). Für seine Arbeiten wurde der Autor mit mehreren Prei­sen ausgezeichnet, darunter beim Festival Inter­nazionale di Poesia in Genua.

www.hmklemt.de

Leseprobe

BRANDENBURG

Heimat ist blau und grün.
In ihre Seen legt sich der Himmel
zur Ruhe. In ihren Flüssen

schwimmen die Tage zum Meer.
In ihren Wäldern liegen Schätze
vergraben. Kindheit rauscht

in den Kronen. Weil ich nicht
fliegen kann, singen die Vögel,
was auf den Feldern geschieht.

Die Menschen hier kommen
und gehen, wie das Wild
sich durchs Unterholz schlägt,

und sie vergessen so viel, verlieren
den Boden unter den Füßen
und finden ihn wieder, ganz

von Schlaf durchtränkt. Morgens
sind alle Brücken verschwunden
im Nebel. Morgens sind alle

Länder ein Land, die Messer
liegen bereit und warm
ist noch immer

das Brot.

Bibliographie (Auswahl)

Ungeduldig ist das Leben – 99 neuere Lieder (2022)
Das Licht des 13. Mondes – Äthiopisches Tagebuch (2017)
Flatterherz – Liebesgedichte (2016)
Wurzelland.wo – Gedichte (2016)
Als wär ich schön (2010)
Was ich will – Lieder und andere Begegnungen (2008)
Hautkontakte (2004)
Menschenherz (2002)
Freiheit riecht nach Verbranntem ( 1997)
Wegzeichen (1989)
Poesiealbum 242 (1987)