Foto © Ines Göbel, Literaturwerkstatt
Schreiben ist für mich ein Feld aus Sonnenblumen, gestreckt gen Himmel, offen für Neues. Noch bin ich knapp bei Kasse, aber wenn eines Tages mein Roman veröffentlicht wird, habe ich hoffentlich Geld und einen Hund.
Ich weiß noch nicht, wer ich bin. Doch meine Geschichten drücken genau das aus, was ich sagen will. Auch wenn ich nicht immer weiß wie, entstehen Texte aus meinen verworrenen Gedanken und ich lerne, sie ernst zu nehmen und mir selbst zuzuhören.
Ich bin Lena, 14 Jahre alt und wünsche mir, dass meine Geschichten gut ankommen.
Leseprobe
„Liebes Tagebuch, ich bin glücklich, ich schreibe gute Noten, ich habe viele Freunde und schöne Hobbys. Mama und Papa streiten sich weniger und Oma geht’s wieder besser!
Ich hoffe, ich kann sie bald wieder besuchen gehen.
Liebes Tagebuch, ich bin mittlerweile auf einem Gymnasium.
Ich habe nicht mehr zu allen aus der alten Klasse Kontakt, aber zu vielen.
Auch in meiner neuen Klasse habe ich Freunde gefunden.
Liebes Tagebuch, ich habe keine Freunde mehr. Mama und Papa haben sich scheiden lassen,
alles verloren, doch das ist nicht schlimm, ich habe ja noch dich, und mich.
Oh, liebes Tagebuch ich hasse dich. Stumm nimmst du meine Worte auf, wie das Meer einst den Sand verschluckte und warum antwortest du nicht?
Liebes Tagebuch, ich hab alles versaut und das ist mir klar, doch irgendwo ist bestimmt noch jemand. Warum nimmt man mir alles, aber gibt nichts zurück?
Liebes Tagebuch, findest du mich auch so schlimm?“, las ich und hielt inne. Nur mein ruhiges Atmen war neben dem Dröhnen der Heizung zu hören und ich beschloss einen Schlussstrich zu ziehen, einen Schlussstrich zwischen mir und dem Vergangenen, Erlebten, Öden, Faden und Geschmacklosen und ich spuckte es aus, wie einen alten, zu lange gekauten Kaugummi.
Ich verbrannte es, mein liebes Tagebuch.