Foto © Christoph Busse

Rainald Grebe ist Autor, Dramaturg, Regisseur, Schauspieler, Comedian, Komponist, Liedersänger. Obstbauer.

Rainald Grebe liest aus „Rheinland Grapefruit. Mein Leben“, erschienen 2021 bei Voland & Quist.

Leseprobe

Montag, 15.2.2021
Willkommen. Bienvenue. Welcome.
Wandspruch in der Charité. Station 16. Neurologie

15:00 – Check-in Teupitz. Komme mit dem ASB. Als der Krankenfahrer mir einen  Rollstuhl unterschieben will, sage ich: Vielen Dank, ich probier’s alleine. Patient kann seine Taschen selber tragen. Herzlich willkommen, sagt eine ältere Dame darf man das noch sagen an der Rezeption. Zimmer 54, erster Stock. Blick auf kahle Bäume und die
Gitter des angrenzenden Gartens.

Ein Pfleger nimmt meinen Puls und Blutdruck. 150 zu 90. Dann Fieber. Corona negativ.

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Erstaufnahme bei Dr. Scherer, Neurologin. Sie macht die üblichen Tests, kenne ich schon aus dem Krankenhaus. Finger zur Nasenspitze bei geschlossenen Augen, der  Klassiker; sie schnipst mir im Gesichtsfeld rum, ich mache Entengang, setze einen Fuß vor den anderen, stehe auf einem Bein. Dann hämmert sie meine Reflexe. Sie blättert
im Arztbrief der Charité und lächelt mich durch die Maske an.Herr Grebe, willkommen im schönen Brandenburg, wie geht es Ihnen? Ganz gut so weit. Die Schlaganfälle seien wieder glimpflich verlaufen. Gleichgewicht? Wie sieht’s damit aus? So weit ganz o.k., Die Charité hat nur Kleinigkeiten gefunden. Na, das ist doch positiv, sagt Dr. Scherer, schön. Wir schauen uns das morgen mal genauer an.
Was ich mir von der Reha erwarte. Ich sage: Ruhe und Fitness. Es ist gut, nicht gleich weiterzuarbeiten, das war ja schon ein Schock. Verstehe, sagt Frau Scherer. Dann einen erfolgreichen Aufenthalt bei uns in Teupitz.Ich will schon aufstehen, da sagt sie: Ach so, und keine Besuche, leider. Wegen Corona. Strengstens untersagt. Ich kann’s nicht ändern.

Danach noch kurz über das Gelände, auf Anraten von Frau Scherer mit Rollator. Zur Sicherheit. Ganz schön groß, das Areal. Überall Gitter. Da kann man sich ja verirren. Vier Wochen Reha. Vier Wochen Vollpension. Endlich habe ich Zeit zum Arbeiten.  Patienten mit Krücken oder im Rollstuhl. Viele mit Schlagseite. Denen geht es richtig schlecht.

In den Bäumen ruft eine Eule.

Fühle mich schwach. Werde ich überhaupt arbeiten können? Das Buch. Meine Biografie. Die Eule schreit. Der Verlag macht Druck. Erstmal warmzeichnen und dann die Schnappschüsse beschriften. Im Mai ist Abgabe. Morgen Beginn. Versprochen.

Ich simse Anna: bin im knast. küsse raini

Bibliographie

Rheinland Grapefruit. Mein Leben, Voland & Quist 2021

Das Buch Dietmar – Meisterwerke eines großen Humoristen, Voland & Quist 2012